Wolf Lover (German Edition) by Scarlett Draven

Autor:Scarlett Draven [Draven, Scarlett]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-28T00:00:00+00:00

Eine Erkenntnis

Luna

Als Damien den Verband meiner Wunde am dritten Tag wechselt, runzelt er die Stirn und sieht mich besorgt an. Auch ich werfe einen Blick auf den Biss. Ich weiß nicht, was er hat, denn für mich sieht die Wunde sehr gut aus. Andererseits ist er der Arzt und ich kenne mich bei Weitem nicht so gut aus wie er.

Als Damien den Honig wegwischt, sehe ich, dass ich mich nicht geirrt habe: Bis auf blasse Linien ist von der Bisswunde nichts mehr zu sehen. Ich habe sie am Tag nach dem Angriff erblickt, der Biss war nicht allzu tief gewesen, doch die Haut an mehreren Stellen durchtrennt. Ohne den Honig hätte sie vermutlich geeitert. Eine Freundin hatte mal mit einer Wunde an dieser Stelle ein halbes Jahr lang Schwierigkeiten, bis sie endlich ganz zugeheilt war.

»Du hattest recht«, sage ich erfreut. »Dieser Manuka-Honig ist wirklich ein Wundermittel. Ich habe mit einer langen Heilungsdauer von Monaten gerechnet.«

Ernst sieht er mich an. »Der Honig ist schon verdammt gut, aber solche Wunder kann er nicht vollbringen«, sagt er leise. Er wirkt nachdenklich.

Verwundert sehe ich ihn an. Warum ist er so verstört? Die schnelle Heilung ist doch gut. »Vielleicht habe ich einfach nur gute Selbstheilungskräfte. Mit all der frischen Luft und der Natur hier ist das kein Wunder.«

»Du trägst das Virus in dir, Luna. Daher ist die Wunde so schnell verheilt.«

Mein Lächeln erstarrt. Über das Virus haben wir uns in der letzten Zeit nicht mehr unterhalten. Fast erschien es mir, als wolle er dieses Thema vermeiden, aber auch ich selbst hatte die Gedanken daran verdrängt.

Ich erschrecke. »Aber dann kann das doch nichts Schlechtes sein. Das verstehe ich nicht. Von einem Virus, das die Wundheilung beschleunigt, habe ich noch nie etwas gehört. Das wäre doch ein medizinisches Wunder, alle würden sich darum reißen. Gewiss hätte ich davon in den Zeitungen oder im Internet gelesen. Du bindest mir doch einen Bären auf, gib es zu!«

»Nein, es ist die Wahrheit, Luna. Vertraue mir. Es hängt von dir ab, ob du das alles als gut oder schlecht empfindest. Eigentlich wissen wir noch nicht allzu viel über das Virus. Es scheint die DNA des Infizierten zu verändern, ist also kein gewöhnliches Virus, wenn überhaupt. Da es nichts Ähnliches gibt, fehlt uns die Vergleichsbasis und es ist nicht leicht zu erforschen, zumal uns die Mittel und Wissenschaftler fehlen. Aus reinem Selbstschutz wollen wir nicht an die Öffentlichkeit.«

Ich starre ihn an. »Es verändert die DNA des Infizierten? Das meinst du jetzt aber nicht ernst? So etwas gibt es doch gar nicht.«

»Doch, ich meine es absolut ernst, Luna. Das ist kein Scherz.«

Ich lasse meinen Blick über sein Gesicht gleiten, doch erkenne ich nicht den geringsten Hinweis darauf, dass er mich verarscht. Entweder ist er ein hervorragender Schauspieler oder er glaubt tatsächlich das, was er mir sagt. Andererseits traue ich ihm solch einen üblen Scherz nicht zu. Warum sollte er so etwas tun? Außerdem ist er ein ehrlicher Mann, oder rede ich mir das nur wieder ein? Schließlich habe ich mich auch in George schwer getäuscht .

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